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Das letzte von Johannes Paul I. unterzeichnete Dokument


 

Unserem ehrwürdigen Bruder Hugo Aufderbeck

Titularbischof von Arca

Apostolischer Administrator von Erfurt-Meiningen

 

 

Wir wenden uns im Geist der Kirche des hl. Severus, der Zierde der Stadt Erfurt, zu, die sich durch ihr Alter, ihre Kunstwerke, besonders aber durch ihren Glauben auszeichnet. An jenem Ort stand, nach der Uberlieferung, in alter Zeit eine kleine, deur hl. Blasius geweihte Kirche, die bald darauf zum „Oratorium" eines Nonnenklosters wurde, unter dem Patronat des hl. Paulus. Nachdem aber, wie überliefert wird, im 9. Jahrhundert die Reliquien des hl. Bischofs Severus von Ravenna nach Mainz und dann nach Erfurt überführt und in dieser Kirche feierlich beigesetzt wurden und die Verehrung des Heiligen immer mehr zunahm, wurde sie allmählich nach diesem benannt.

 

Zu seinen Ehren ist dann auch die neue Kirche, ein ansehnlicher Bau im gotischen Stil, errichtet worden, deren Chorraum im Jahre 1278 für den Gottesdienst freigegeben wurde; die fünfschiffige Halle wurde erst später fertiggestellt. Der Sarkophag aber, in dem die Gebeine des hl. Severus und der hl. Innocentia ruhen, wurde im 14. Jahrhundert von Steinmetzen kunstvoll ausgeführt.

 

Durch die Errichtung dieser Kirche erfuhr die Frömmigkeit der Glaubigen neuen Auftrieb: Vor allem am 22. Oktober pflegen viele Menschen zu diesem Heiligtum zu pilgern, um den hl. Severus, der als Patron der Weber gilt, mit großer Demut zu verehren und seine Fürbitte zu erflehen. Zu erwähnen ist noch, daß sich jahrhundertelang neben dieser Kirche das Kloster der Regularkanoniker befand, die sich dem Gotteslob und dem geistlichen Wohl der Gläubigen widmeten.

 

Am 22. Oktober dieses Jahres wird, wie wir erfahren haben, die 700-Jahrfeier dieser Kirche begangen, die mit soviel Sorgfalt jetzt wiederhergestellt wurde.

 

So sprechen denn diese Steine vom Glauben und von der Frömmigkeit der Vorfahren und mahnen die heute lebenden Christen, ihr heiliges Erbe unversehrt zu erhalten und ins praktische Leben umzusetzen. Außerdem mögen sie, wenn sie diese heilige Stätte besuchen, sich selbst zu einem „geistigen Haus" (vgl. 1 Petr 2, 5) auferbauen lassen, in dem Gott durch seine Gnade Wohnung nimmt, so daß auf sie die Worte des hl. Augustinus angewandt werden können: „Gott wohnt ... in den einzelnen als seinen Tempeln und, wenn alle sich zusammenfinden, wie in einem einzigen Tempel" (Ep. 187, 13, 38; PL 33, 847).

 

Diese Kirche vermittelt schließlich den Seelen Sehnsucht nach jener himmlischen Wohnung, wo wir in alle Ewigkeit die Gnade genießen dürfen, die wir weder mit den Augen sehen noch mit den Ohren hören können, die von keinem Gedanken verdunkelt werden kann; denn „wir haben eine Wohnung von Gott, ein nicht von Handen errichtetes, ewiges Haus im Himmel" (2 Kor 5,1).

 

Diese Wohnung im Himmel ist es, die unserer kurzen und oft beschwerlichen irdischen Pilgerfahrt wahre Bedeutung und echten Sinn verleiht. Nach jenem seligen, niemals vergehenden Leben sollen wir uns im Unglück sehnen und es im Glück nicht vergessen.

 

Indem wir von Herzen wünschen und Gott inständig bitten, daß jene fromme Feier zum Wohl und zum Wachstum des Glaubens gereichen möge, erteilen wir Dir, ehrwürdiger Bruder, Deinem Weihbischof, dem Klerus, den Ordensleuten und allen Deiner Hirtensorge anvertrauten Gläubigen als Unterpfand der himmlischen Gnaden und Zeichen unserer Liebe von Herzen den Apostolischen Segen.

 

Gegeben im Vatikan, am 28. September 1978, im ersten Jahr unseres Pontifikats

Papst Johannes Paul I.