ROM, 29. September 2008 (ZENIT.org).- Wir veröffentlichen die Ansprache, die Papst Benedikt XVI. am gestrigen Sonntag in Castel Gandolfo zum Angelusgebet gehalten hat.
Der Heilige Vater kommentierte das Tagesevangelium vom Vater, der seine beiden Söhne zur Arbeit in den Weinberg schickt, und hob die Notwendigkeit der Tugend der Demut hervor. Gerade sei für Papst Johannes Paul I. so bezeichnend gewesen, dessen 30. Todestag gestern begangen wurde.
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Liebe Brüder und Schwestern!
Heute stellt uns die Liturgie vor das Gleichnis der beiden Söhne, die der Vater zum Arbeiten in seinen Weinberg schickte. Von ihnen sagt der eine sofort Ja, tut es dann aber nicht; der andere dagegen weigert sich zuerst, doch dann reut es ihn, und er folgt dem Wunsch des Vaters.
Mit diesem Gleichnis bestätigt Jesus seine Vorliebe für die Sünder, die umkehren, und er lehrt uns, dass es der Demut bedarf, um das Geschenk des Heils anzunehmen. Auch der heilige Paulus mahnt uns im Abschnitt aus dem Brief an die Philipper, den wir heute betrachten, zur Demut. „(Tut) nichts aus Ehrgeiz und nichts aus Prahlerei“ – schreibt er –, „sondern in Demut schätze einer den andern höher ein als sich selbst“ (Phil 2,3). Dies sind die Empfindungen, wie Christus sie hatte, der sich aus Liebe zu uns der göttlichen Herrlichkeit entäußerte, Mensch wurde und sich bis zum Tod am Kreuz erniedrigt hat (vgl. Phil 2,5-8). Das hier verwendete Verb „ekenôsen“ bedeutet wortwörtlich, dass er sich selbst „entleerte“, und erhellt somit die tiefe Demut und unendliche Liebe Jesu, des niedrigen Knechts schlechthin.